Ein interessanter Fall liegt bei einigen Graphic Novels vor, wenn sie im Genre von Science-Fiction und Phantastik unterwegs sind und sich eng an literarischen Vorlagen orientieren. Ein besonderes Exemplar dieses Genres stellt Alberto Breccias Graphic Novel Lovecraft dar, da es den (gekürzten) Text von einem Großteil von H. P. Lovecrafts Romanen und Erzählungen mit Comiczeichnungen verknüpft. „Zonen des Seltsamen“ sollen deshalb im Folgenden – in erster Linie – nicht in Lovecrafts Originaltexten freigelegt werden, sondern in Breccias Adaptionen, die ja originäre Transformationen sind, weil hier die Schnittstellendarstellung in besonderer Weise räumlich wird und das seltsame Unförmigwerden der Lovecraft’schen Welt selbst Form werden muss.
Thomas Düllo
Elisabeth von Samsonow
Es hat an der Wiener Akademie eine Zeit gegeben, in der die Studierenden im Dissertantinnenseminar – in meinem nämlich –, sobald sie den Begriff der „Schnittstelle“ fallen ließen, einen Euro in die Kaffeekasse zahlen mussten. Eine solch krasse Vorschrift, die in schroffem Gegensatz zu gebotenen Regeln in einer derartigen Runde steht, schreit natürlich nach einer Begründung, in allen Details. Zumal darüber hinaus auch noch die um einiges groteskere Regel Bestand hatte, dass diejenigen, die die „Schnittstelle“ etwa in Wendungen kombinierten wie: „X operiert an Schnittstellen zu …“ (eine damals überaus häufig herangezogene, ja strapazierte Wendung im Theorie- und Kunstbereich. Glücklicherweise ebben solche Wellen wie von selbst ab) zwei Euro in die Kasse tun mussten.
Matthias Planitzer
Kaum ein Alltagsbereich ist einem solch beständigen, rapiden Wandel unterworfen und in kaum einem Anwendungsfeld zeichnen sich so frühzeitig Fragen der Medialität und Bildlichkeit ab wie in der Medizin. Hier werden wissenschaftliche und zumeist technische Bilder en masse produziert, die Erkenntnisquelle und Entscheidungsgrundlage zugleich sind. In den Kliniken kommen heute nur wenige Behandlungen ohne eine wie auch immer geartete bildliche Konsultation aus, sei es aus dem Instrumentarium der Radiologie, mithilfe der Mikroskope der Pathologie oder der unzähligen grafischen Aufzeichnungen, die in fast jeder Fachdisziplin einen unverzichtbaren Beitrag zur Diagnostik leisten, wie beispielsweise dem Elektrokardiogramm (EKG) oder dem Elektroenzephalogramm (EEG).
Santafé, around 1685. A rainy town in the heart of the Andes, 2600 meters above the sea level and one month of arduous travel through mountains and river away from the nearest naval port. An isolated settlement that in spite of its remote location, had been chosen by the Crown in the first stages of the colonization period to be the seat of the Real Audiencia, dependent on the Viceroyalty of Peru but nonetheless responsible for the government of a considerable territory that would later be an autonomous administrative entity known as the New Kingdom of Granada with the Bourbonic reforms of the 18th century.
Olga Terre
Tenerife 2018 For the thousandth time he types the name that seems no longer his own: “Kazimir Malevich”. The machine
Matthias Bruhn
In 1860 Christian Wilhelm Braune, a German surgeon, was appointed Professor for Military Medicine and Topographical Anatomy at the University of Leipzig, a post he kept until his death in 1892. Only a few years after his appointment, he was internationally acclaimed for a publication with a somewhat intimidating title, the Atlas of topographical anatomy: after plane sections of frozen bodies, in German gefrorene Cadaver. When the remarkable, high-quality book appeared in 1867, Leipzig was one of the leading places for medical studies in the German-speaking countries and also a world capital for printing.
Sophia Gräfe
Zu den antiquierten Formen der Bemächtigung von Natur gehört der Zoologische Garten. Tiere jeglicher Größenordnung und Herkunft werden dort eng gelagert. Jede Schachtel dieser lebenden Archive ist mit der Angabe der Provenienz der kostbaren Kulturgüter versehen. Kein Weg wäre zu weit, keine Anstrengung zu groß, um nicht die fragilsten Exemplare mit allerhand technischem und diplomatischem Geschick in die Verwahrung des Tiergartens zu überführen und in der kontrollierten Kulisse üppiger Miniaturwelten auszustellen.
Masahiro Mori
Man könnte glauben, dass Handprothesen der menschlichen Vorlage so ähnlich geworden sind wie Zähne dem heutigen Zahnersatz. Sie scheinen aber nur auf den ersten Blick echt zu sein. Sobald klar wird, dass sie künstlich sind, wecken sie auf einmal ein unheimliches Gefühl in uns. Ein Händedruck mit einer schlaffen, knochenlosen Hand jagt uns, huch, einen kalten Schauer über den Rücken! Durch solch ein Erlebnis verlieren wir unsere Affinität – die Hand wird unheimlich. Mathematisch kann man das unheimliche Gefühl durch einen negativen Wert für Affinität beschreiben. Das heißt, solche Handprothesen sind zwar sehr menschenähnlich, aber der Grad der Affinität ist negativ. Somit liegt die Hand fast am Tiefpunkt des Graphs in Abbildung 1. Genau das ist das unheimliche Tal.
Karl F. MacDorman
Im Jahr 1970 erschien in Energy, einer obskuren und inzwischen nicht mehr existierenden Zeitschrift, die von Esso Standard Oil, einer japanischen Tochtergesellschaft eines amerikanischen Mischkonzerns, veröffentlicht wurde, ein Essay mit dem Titel Bukimi no Tani Genshō, zu Deutsch: das unheimliche Tal. Der Autor Masahiro Mori, damals Professor für Regelungstechnik an der Technischen Hochschule Tokio, beschrieb durch eine Reihe von Beobachtungen und Gedankenexperimenten, wie unsere Affinität zu Robotern und anderen Entitäten zunimmt, wenn diese menschenähnlicher aussehen – jedoch nur bis zu einem gewissen Grad: Wenn sie sich dem menschlichen Aussehen bis zur Ununterscheidbarkeit nähern, besteht die Gefahr, ein unheimliches Gefühl und eine aversive Reaktion hervorzurufen.